Sehr geehrter Herr Schrade,
wenn Sie mit einigem Abstand meinen Beitrag noch einmal lesen, müssen Sie zugeben, dass ich Sie weder einen Rassisten genannt und schon gar nicht als Nazi beschimpft habe. Mir liegt daran, dass Hetzer wie Herr Pirincci oder Höcke keinen Einfluß auf die Mitte unserer Gesellschaft bekommen.
Deshalb möchte ich Sie ganz direkt fragen: was bezwecken Sie, wenn Sie jemanden zu Wort kommen lassen, der bedauert, dass „die KZs … derzeit außer Betrieb “ und vor allem: wie fühlen sich wohl die Migranten in Ihrem Betrieb, wenn sie solche Äußerungen im Blog ihres Chefs lesen.
Oder anders gefragt: sie haben geschrieben, dass es ein Skandal wäre, wenn dieser Satz in Zusammenhang mit Flüchtlingen gefallen wäre und begründen dessen Veröffentlichung damit, den ´richtigen` Zusammenhang kenntlich machen zu wollen. In der Tat ist diese Äußerung auf einen Politiker gemünzt, der das Grundrecht auf Asyl verteidigt hat. Ist dieser Satz deshalb in diesem Zusammenhang kein Skandal, Herr Schrade?
Und damit bin ich beim Thema „Flüchtlinge“, das einen tiefen Graben aufwirft zwischen mir – und hoffentlich Ihnen auf der einen und Leuten wie Pirincci ,Höcke bis hin zu Rassisten und Nazis auf der anderen Seite. Natürlich haben Sie Recht, dass es mit „Willkommenskultur“ und „wir schaffen das“ allein nicht getan ist. Der Zustrom so vieler Menschen in Not, erfordert große Anstrengungen um zusätzlich Wohnraum, Arbeitsplätze, Schulen usw. zu schaffen. Das geht uns alle an.
Ich habe aber manchmal den Verdacht, dass sich hinter diesen Sorgen, vor allem wenn sie so vehement vorgebrachten werden – nicht nur an den Stammtischen die Angst oder gar Ablehnung des Fremden-Anderen verbirgt.
Sie selbst, Herr Schrade benutzen die seltsam archaisch anmutende Formulierung von der „eingeborenen Bevölkerung“, die ein „Selbstbestimmungsrecht“ habe, ob sie die Zuwanderung und die Zuwanderer wirklich möchte“. Dieser Begriff markiert eine scharfe Trennung zwischen denen hier drinnen und denen da draußen, den Zuwanderern. Gehören zur „eingeborenen Bevölkerung“ nach Ihrer Meinung nur die, die hier geboren sind, die Kinder der vormaligen Migranten eingeschlossen? Sind damit „nur“ die aktuellen Zuwanderer die Anderen, oder zählen Sie zur „eingeborenen Bevölkerung“ ausschließlich die, die über (wie viele?) Generationen hier geboren sind?
Ich begrüße ausdrücklich Ihr Angebot zur Diskussion. Sie wird dann fruchtbar sein, wenn sich die Beteiligten vorab klar von solchen Äußerungen wie die des Herrn Pirincci über Kzs und überhaupt von jeglichem Rassismus deutlich distanzieren. Ich könnte mir eine öffentliche Debatte vorstellen zum Thema:
Freizügigkeit ein Menschenrecht – Fluchtursachen bekämpfen
Wenn Sie im Rahmen Ihrer Kunden und ich im Rahmen der Anstifter dafür werben, könnte das eine interessante Veranstaltung werden.
Als eine Einführung zum Thema verweise ich auf die Charta von Palermo:
http://andrea-johlige.com/wp-content/uploads/2015/10/PDF-CARTA-DI-PALERMO-GER.pdf